ERC.Platz 5 beim spanischen Europameisterschaftslauf
Wechselhafte Bedingungen machten den zweiten Lauf der heurigen FIA Rallye Europameisterschaft auf Gran Canaria zu einem wahren Reifenpoker. Nach Schwierigkeiten am ersten Wertungstag und Platz 17 im Klassement startete Simon Wagner aus Oberösterreich am Samstag eine grandiose Aufholjagd und arbeitete sich im Verlauf der zweiten Etappe sensationell bis auf Platz 5 nach vorne. Mit der zweiten Zeit auf der abschließenden Powerstage sammelt er zudem wichtige Sonderpunkte für die Meisterschaftswertung.
Spektakulärer hätten die Veranstalter der Rally Islas Canarias deren Auftakt wohl kaum gestalten können. Als Teil der ersten Sonderprüfung am Donnerstagabend driftete die europäische Rallye Elite durch das eigens dafür präparierte und voll besetzte Estadio de Gran Canaria in Las Palmas und begeisterte bereits dort tausende Zuseher. Erneut als einziges österreichisches Team am Start präsentierten sich hier auch Simon Wagner und Gerald Winter standesgemäß mit einer drittschnellsten Zeit. Zuvor hatten die amtierenden österreichischen Rallye Staatsmeister und aktuell Führenden der diesjährigen Wertung bereits im sogenannten Free Practice und der Qualifikation als zweite bzw. fünfte überzeugen können.
„Nach einem guten Test am Dienstag sind wir motiviert und zuversichtlich in die Veranstaltung gestartet und konnten zum Auftakt bereits unsere Ambitionen auf eine Top 5 Platzierung deutlich machen.“, sagt Wagner. „Die Atmosphäre in Las Palmas rund um die erste Prüfung war atemberaubend und wie schon im vergangenen Jahr waren auch einige Fans und Unterstützer aus Österreich unter den Zusehern. "Das sorgt so weit weg von der Heimat natürlich noch mal für zusätzliche Motivation.“, so Wagner weiter.
Etwas weniger positiv entwickelte sich hingegen der darauffolgende erste volle Wertungstag in den Bergen der Hauptinsel der Kanaren. Wagner und Beifahrer Winter fielen hier, nicht zuletzt durch einige Fehlentscheidungen bei der Reifenwahl, zunächst auf Rang 11 und im Verlauf des Tages sogar bis auf Rang 16 des Klassements zurück und zeigten sich zeitweise ratlos ob des Zeitverlustes auf die Spitze.
„Auch wenn wir bei den für Gran Canaria untypisch wechselhaften Bedingungen nicht immer die richtigen Reifen montiert hatten, war das Gefühl im Auto zu keiner Zeit wirklich schlecht und wir waren teilweise wirklich überrascht, welchen Rückstand wir auf die Spitze hatten.“, gibt Wagner zu. „Auswertungen und zahlreiche Gespräche mit den Ingenieuren bestätigten schließlich aber, was sich bereits in Fafe, beim portugiesischen Auftakt der ERC, angedeutet hatte. "Um mit dem brandneuen Skoda Fabia RS Rally 2 wirklich schnell zu sein, bedarf es einer Anpassung meines Fahrstils und einiger weiterer Tests, um auch die Fahrwerkseinstellungen für mich persönlich zu optimieren.“, erklärt er dann.
Dass der 30-Jährige und sein Team hier nicht nur die richtigen Schlüsse gezogen haben, sondern bereits auch auf einem guten Weg sind, zeigte sich bereits am Finaltag der Rallye in Form einer grandiosen Aufholjagd der Österreicher. Mit konstant guten Zeiten arbeiteten sich Wagner und Winter im Verlauf des Samstagvormittages schon auf Rang 10 nach vorne, bevor sie am Nachmittag noch einmal richtig aufdrehten.
Ausgerechnet auf der knapp 28 Kilometer langen Königsprüfung von Moya nach Valleseco, auf der auch noch stellenweiser Starkregen für zusätzliche Schwierigkeit sorgte, setzen der gebürtige Mauthausener und sein Co-Pilot die absolute Bestzeit und bestätigten diese in weiterer Folge mit einer zweiten Zeit auf der abschließenden Powerstage. Im Ergebnis erkämpfte sich das Duo so sensationell noch Rang 5 in der Endwertung und machte dabei nicht nur ganze elf Plätze gut, sondern belohnte seine Mühen auch mit vier Zusatzpunkten in der Powerstage Wertung.
„Betrachtete man nur die zweite Etappe, dann wären wir tatsächlich zweite geworden.“, sagt Wagner mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Zur Endwertung zählt aber nun einmal die gesamte Veranstaltung und da können wir nach den Problemen am Freitag mit dem fünften Rang durchaus zufrieden sein. Sicher ärgere ich mich etwas, dass wir das mögliche Podium nicht erreichen konnten, gleichzeitig bin ich aber stolz und froh, dass wir ganz offensichtlich den richtigen Weg eingeschlagen haben, was die Abstimmung des Autos angeht und hier wieder einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht haben. Mit dem
RS hat Skoda Motorsport ein tolles und absolut siegfähiges Auto entwickelt, im Gegensatz zum Vorgängermodell fehlen hier allerdings noch Daten- und Erfahrungssätze auf die wir zurückgreifen können und so wird es vermutlich noch den ein oder anderen Kilometer brauchen, bis wir das volle Potenzial des Boliden ausschöpfen können.“, so Wagner weiter.
Die nächste Chance dazu gibt es bereits in weniger als vier Wochen wenn, dann wieder auf heimischen Boden, die Rallye W4 in Niederösterreich die zweite Saisonhälfte der Rallye Staatsmeisterschaft einläutet. Da diese jedoch auf Schotter stattfindet, dürften die Karten hier noch einmal neu gemischt werden und die Arbeit des Teams rund um Simon Wagner weiter gehen.
„Natürlich haben wir auf Schotter noch weniger Erfahrung mit dem neuen Auto, aber wir sind nach wie vor top motiviert und werden unser Bestes geben, auch auf losem Untergrund an unserer Performance mit dem RS zu arbeiten und die Führung in der Meisterschaftswertung zu verteidigen. Wie immer in der ÖRM fahren wir dabei natürlich auf Sieg und freuen uns bereits jetzt auf einen erneuten spannenden Kampf mit den Verfolgern.“, blickt Wagner abschließend nach vorne.
Die Rallye W4 startet am 2. und 3. Juni um Raum Horn im Waldviertel.