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Junior Europameisterschaft

Simon Wagner trotz Löwenkampf mit null Punkten unbelohnt

Rom.Zum dritten Lauf der Rallye Junioren Europameisterschaft geht für Simon Wagner und Gerald Winter in der vergangenen Woche so ziemlich alles schief was schiefgehen kann. Zuerst wird das Besichtigungsfahrzeug des Österreichischen Duos in der Italienischen Hauptstadt aufgebrochen und vollständig ausgeräumt, dann beendet ein Bremsversagen die Rallye – in Führung liegend - bereits auf der dritten Sonderprüfung.

Entsprechend gut lief auch das sogenannte Qualifying am späten Donnerstagnachmittag, bei dem die ERC Prioritätsfahrer um die Startpositionen für die erste Rallye Sektion fahren. Nur 0,023 (!) Sekunden hinter der Bestzeit des Letten Martins Sesks erkämpften sich Wagner und Winter die zweite Startposition und schufen damit eine optimale Ausgangslage für die anstehenden rund 200 Wertungskilometer.

„Ich war mit dem Set-Up wirklich extrem zufrieden. Das Auto lag perfekt und obwohl die Streckenführung des Qualifying eher dem Opel Adam der Konkurrenz entgegen kam konnten wir ohne großes Risiko mit der Spitze mitgehen.“, so Wagner

Am Freitag folgte dann die große Ernüchterung. Nach der morgendlichen Besichtigung der beiden Zuschauerwertungsprüfungen in Ostia und Rom verbrachten Wagner und Winter die Mittagszeit gemeinsam mit ihren Team Kollegen des Sainteloc Junior Teams Catie Munnings (GBR) / Anne Katharina Stein (DEU) und Miika Hokkanen (FIN) / Reeta Hämäläinen (FIN) in einem Restaurant nahe der Super Special Stage „Roma Aci Arena“ in der Innenstadt von Rom. Als die sechs Junioren zu ihren Besichtigungsfahrzeugen zurückkehrten um sich zum Zeremonienstart zu begeben der Schock: bei den Fahrzeugen von Wagner und Hokkanen war jeweils die Seitenscheibe auf der Fahrerseite eingeschlagen worden. Ein Blick in Fond und Kofferraum von Wagners Fahrzeug bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Restlos alles war gestohlen.

„Mir fehlen noch immer die Worte.“, berichtet Wagner. „Unsere Autos standen auf einem gut einsichtigen Parkplatz mitten in der Stadt. Auf den Gebäuden rund um waren mehrere Kameras angebracht. Mein Laptop, meine Kamera, unsere feuerfeste Unterwäsche sowie die von Anne (Stein), deren Rennoverall, Beifahrertasche und die Beifahrertasche von Gerald lagen im Kofferraum. Auf der Rücksitzbank hatten wir noch einen Sechser-Träger Wasser liegen. Einfach alles – bis hin zum Wasser war verschwunden.“

Anstelle sich als wie alle anderen Teilnehmer zum Zeremonienstart zu begeben verbrachte das Sainteloc Junior Team den Nachmittag auf einer nahegelegenen Polizeistation. Mit Zustimmung der Stewards durften Wagner/Winter und ihre Teamkollegen den eigentlich obligatorischen Zeremonienstart auslassen. Bei der „Roma Parade“, einer Showfahrt durch Rom, steuerten die Mechaniker des französischen Sainteloc Junior Teams die Fahrzeuge der drei Crews. Unterdessen machte sich Team Chef Vincent Ducher im Eiltempo vom ca. 100 km entfernten Fiuggi auf den Weg nach Rom, um noch pünktlich zum Start der ersten Sonderprüfung die Ersatzbekleidung herbei zu schaffen, während andere Teammitglieder die nähere Umgebung in der Hoffnung absuchten, die Diebe hätten sich der für sie nutzlosen Gegenstände bereits entledigt.  

Allen Widrigkeiten zum Trotz markierte Simon Wagner wenige Stunden später auf der ersten Zuschauer-Sonderprüfung „Aci Roma Arena“ die Bestzeit in der Kategorie der Junioren. Auf 1,8 km fuhr er dabei auf die Sekunde zeitgleich mit Sesks.

„Zugegeben, nach den Vorkommnissen des Nachmittages hatte ich einfach Wut im Bauch, war aber zugleich auch unheimlich dankbar für all die Unterstützung die wie erfahren haben. Da uns der Aufschrieb, also die Beschreibung der Wertungsprüfungen für die kommenden beiden Tage fehlte, waren wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher ob wir am nächsten Tag überhaupt an der Rallye teilnehmen können. Ohne die Ansagen des Beifahrers, der mir aus dem Aufschrieb die Radien der folgenden Kurven vorgibt, kann man keine Rallye auf einem hohen Niveau fahren.“, erklärt Wagner. „Umso wichtiger war es mir bei dieser Sonderprüfung unser Potential aufzuzeigen.“

Da die Besichtigung der Wertungsprüfungen streng limitiert ist und bereits abgeschlossen war, erwies sich es sich als einziger Ausweg die Noten von den Videos der Besichtigung her neu zu schreiben.

„Natürlich ist das nicht optimal.“, berichtet Beifahrer Gerald Winter. „Auf dem Video das wir vom zweiten Durchgang der Besichtigung erstellten hört man zumindest leise die Noten, die Simon mir um ersten Durchgang diktiert hat und die ich nun zur Kontrolle und Korrektur vorlese. Eben diese Ansage habe ich vom Video mit geschrieben und so mehr oder weniger die halbe Nacht verbracht.“, so Winter weiter. „Spätestens bei der zweiten Besichtigungsdurchfahrt setzen sich Beifahrer im Normallfall Zeichen innerhalb des Aufschriebes um später im Renntempo zu wissen, welche Passagen schnell, zusammen oder langsam angesagt werden müssen. Auf solche Zeichen mussten wir und unsere betroffenen Teamkollegen (Munnings/Stein), die ebenfalls die Nacht mit der Rekonstruktion des Aufschriebes verbrachten, nun verzichten.“

Als besonders schwierig erwies sich für Wagner und Winter, dass mit Simons Laptop auch eine der Speicherkarten mit den Besichtigungsvideos gestohlen wurde. Für die betroffenen Wertungsprüfungen erhielten die Junioren daher aus Sicherheitsgründen die Genehmigung der Stewards, am Morgen vor der jeweiligen Etappe noch einen weiteren Besichtigungsdurchgang zu absolvieren.

„Nach dem das ganze Team so viel Energie investiert hatte um einen Start am Samstag noch irgendwie möglich zu machen war ich besonders motiviert. Auf der

Sonderprüfung 2 fühlte ich mich rund um wohl und habe trotz der Unsicherheiten mit dem Aufschrieb einen guten Rhythmus gefunden.“, so Simon Wagner

Als Konsequenz lieferten Wagner/Winter in der Sonderprüfung 2 eine weitere Bestzeit und übernahm nun nicht nur die alleinige Führung in der Kategorie der Junioren und in der Wertung für 2-Rad-angetriebene Fahrzeuge sondern verdienten sich auch den Respekt ihrer Mitstreiter, die bereits am Vortag in großer Anzahl ihre Hilfe zur Beschaffung von Ersatzbekleidung und anderen benötigten Materialien angeboten hatten.

Nach dem Hoch folgte bereits in Sonderprüfung 3 das bittere und vor allem endgültige Aus für das zu diesem Zeitpunkt bereits einzig übergebliebene österreichische Team. In einer schnellen rechts Kurve versagte die Bremse von Wagners Peugeot 208 R2 und das Fahrzeug verzögerte nicht genügend um die darauffolgende enge links Kurve noch zu schaffen. Bei dem daraus resultierenden Streifen einer Felswand blieben Fahrer und Beifahrer zwar unverletzt, am Peugeot 208 R2 brach jedoch die Radaufhängung.

„Diese Woche war einfach nicht unsere. Ohne Ankündigung hatte ich plötzlich nur noch etwa 30% Bremsdruck und keine Chance den Einschlag zu verhindern. Was genau passiert ist muss das Team in der Werkstatt noch analysieren. Es ist einfach frustrierend nach allem was wir hinter uns gelassen hatten mit einem mechanischen Problem auszufallen, aber leider gehören solche Momente genauso zu unserem Sport wie Siege.“, erklärt Wagner.

Die nächste Chance auf einen fast schon überfälligen Sieg in der Juniorenwertung der FIA Europameisterschaft hat Simon Wagner bereits in vier Wochen bei der

Barum Rallye Zlin. Der tschechische Lauf der ERC ist der einzige, den Wagner bereits gefahren ist und bei dem er bereits mit top Zeiten und einem Podestplatz in 2017 aufzeigen konnte. Da die Barum Rallye nicht nur zur ERC sondern auch zur tschechischen Meisterschaft gewertet wird trifft Simon Wagner in Zlin nicht nur auf die gewohnte Konkurrenz aus der ERC sondern auch auf Bruder Julian Wagner. Dass sich die Brüder nicht nur gegenseitig unterstützen sondern auch pushen haben beide erst vor wenigen Wochen bei der Rallye Bohemia deutlich gemacht. Spannung ist also bereits vorprogrammiert. Dass weitere Zwischenfälle ausbleiben kann man dabei nur hoffen.  

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