Freistadt.Auf Platz 2 liegend muss der 25-jährige Simon Wagner seinen Skoda Fabia R5 bei der Jänner Rallye mit einem technischen Defekt abstellen. Bis zum Start der dreizehnten von insgesamt sechzehn Sonderprüfungen sind der Mauthausen und sein Beifahrer Gerald Winter die einzigen, die neben Bruder Julian Wagner noch um den Sieg mitreden können.
Es hätte die Revanche für das bittere Aus im vergangenen Jahr werden sollen. Bei der 34. Internationalen Jänner Rallye pilotierten Simon Wagner und Gerald Winter erstmals bei einem Lauf zur Österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft ein Fahrzeug der R5 Kategorie und sahen sich mit den wohl extremsten „Jänner“Bedingungen seit Jahren konfrontiert. Nach dem das Duo bei der letztjährigen Ausgabe auf Platz eins liegend - nach der letzten Sonderprüfung - mit einem Getriebeschaden ausgefallen war, konnte heuer nur der Platz auf dem obersten Treppchen das Ziel sein. Entsprechend motiviert präsentierte sich Simon Wagner von Beginn an, und setzte bereits im Shakedown die zweit schnellste Zeit hinter dem als Favoriten gehandelten Hermann Neubauer.
„Ich würde lügen wenn ich behaupte, ich hätte ein anderes Ziel als den Sieg gehabt.“, sagt Wagner. „Natürlich war mir aber bewusst, dass das kein Selbstläufer und alles, nur nicht leicht werden würde.
“Ohne Test vor der Veranstaltung und ohne die nötige Erfahrung, um den Fabia R5 auf die winterlichen Bedingungen abstimmen zu können stellte sich Simon Wagner hier der wohl größten Herausforderung seiner bisherigen Karriere. Nicht nur die beispiellosen Schneemassen und der Wissensvorsprung der Konkurrenz, sondern auch ein gewisser Druck spielten hier eine Rolle.
„Wenn Du im Vorjahr bis kurz vor dem Ziel in einem unterlegenen Auto vorn liegst, dann erwarten das bei einem Start im R5, Erfahrungsmangel hin oder her, natürlich auch alle. Da brauchen wir uns nichts vor machen.“ erklärt Beifahrer Gerald Winter. „Allerdings gehen Simon und ich heuer bereits in die dritte gemeinsame Saison und ich weiß inzwischen, dass er sich von solchem Druck, trotz seines jungen Alters, nicht beeindrucken sondern nur noch mehr motivieren lässt.“, so Winter weiter.
Dass Simon Wagner nicht nur talentiert sondern auch nervenstark ist, bestätigen schließlich auch die Ergebnisse des ersten Renntages am Freitag. Nach acht gefahrenen Sonderprüfungen ist er der einzige Pilot, der sich noch in Schlagdistanz zu seinem führenden Bruder Julian im von Rekordstaatsmeisterteam um Raimund Baumschlager eingesetzten Skoda Fabia R5 befindet. Nach 109 gefahrenen Sonderprüfungskilometer trennen die Wagner Brüder weniger als 21 Sekunden, während der Vorsprung auf Platz drei schon über drei Minuten beträgt.
„Wir haben den ganzen Freitag über hart gearbeitet um unser Set-Up weiter zu entwickeln und den Fabia bestmöglich auf die Streckenbedingungen und meinen Fahrstil abzustimmen.“, sagt Simon Wagner. „Unsere Mechaniker haben in jedem einzelnen Service ihr Bestes gegeben um meine Wünsche umzusetzen, aber wir müssen uns eingestehen, dass es uns noch schwerer viel als erwartet, hier die richtige Richtung zu finden.“
Trotzdem dominieren Wagner/Winter gemeinsam mit Bruder Julian und dessen Beifahrerin Anne Katharina Stein auch den Vormittag des zweiten Wertungstages das Feld und geben keine einzige Sonderprüfungsbestzeit aus der Hand der Familie. Die böse Wendung in dem, was Fans und Medien bereits als die
„Wagnerfestspiele“ bezeichneten, folgt schließlich nach der zehnten Sonderprüfung, als das Fahrzeug von Simon Wagner und Gerald Winter nach dem Remote-Service geschlagene sechs Minuten lang nicht mehr anspringt und dem Duo eine ein-minütige Zeitstrafe einhandelt. Zwar können Wagner und Winter auf der
nächsten Sonderprüfung noch eine Bestzeit setzen und sich ins Service nach Freistadt retten, auf der dann folgenden Sonderprüfung von Bad Zell nach Tragwein Aisttal nimmt das Drama schließlich aber seinen Lauf. Trotz des unermüdlichen Einsatzes von Beifahrer Gerald Winter, der auf der Sonderprüfung mehrfach aussteigen muss und versucht das Fahrzeug wieder zum Laufen zu bringen, folgt bereits hier das endgültige Ende. Das elektronische Gaspedal des Rallye-Boliden quittiert endgültig den Dienst und macht eine Weiterfahrt unmöglich.
„Am Boden zerstört – offenbar darf ich die Jänner Rallye nicht am Podium beenden.“, schreibt Simon Wagner darauf in den sozialen Medien, gibt sich aber wenige Stunden darauf bereits wieder gewohnt kämpferisch: „Das tut weh! Natürlich. Ich hätte Julian zu gern noch ein wenig eingeheizt und ein Wagner-Doppelsieg wäre unser aller Traum gewesen. Den zweiten Platz hätten wir uns mehr als verdient aber dieses ganze ‚Was-wäre-gewesen-wenn‘ bringt jetzt genauso wenig wie zu jammern. Fakt ist, dass wir aus unseren Möglichkeiten das Beste gemacht haben. Bis zum Ausfall sind wir eine fehlerfreie Rallye gefahren und haben enorm viel über den Fabia R5 gelernt. Der Vorsprung auf Platz drei spricht Bände und egal wie der Ausgang war, für mich war es eine Freude den Fabia R5 bei der Jänner bewegen zu dürfen. Allen Sponsoren die das möglich gemacht haben, allen die uns unterstützen und hinter uns stehen, allen Streckenposten und Zeitnehmern die für uns in der Kälte standen und allen Fans an der Strecke mein aufrichtiger Dank für dieses Erlebnis. Aufgegeben wird nur ein Brief. Wir kommen wieder...“